Niemals aufgeben!

France Winkler aus Bad Nauheim war erfolgreich beim 20. Jugend-Literaturpreis der OVAG.

Eigentlich sei sie ein Fan von Büchern, die dem Bereich der Fantasy und der Sciencefiction zugeordnet werden, sie habe schon einen Hang zum Übernatürlichen, sagt die 17-jährige France Winkler aus Bad Nauheim. Die Geschichte, mit der sie sich beim diesjährigen, dem 20. Jugend-Literaturpreis der OVAG unter die 24 Gewinner geschrieben hat, ist allerdings alles andere als übernatürlich, denn sie handelt von etwas ganz und gar Menschlichem – dem Scheitern. Allerdings mit einer Einstellung, die die Autorin schon im Titel verdeutlicht: „Nächster Versuch“. Was ein wenig an die griechische Mythologie erinnert, an Sisyphos nämlich, der es sich mit den Göttern verdorben hat und als Strafe auf ewig einen Felsblock den Berg hinaufrollen muss. Der Fels jedoch rollt, oben angekommen, immer wieder talabwärts und Sisyphos muss von vorne beginnen … and so on.

Bei France ist Sisyphos ein Koch, der gleich im ersten Satz einräumt, dass er eigentlich noch nie gut war in seinem Job. Im Gegensatz zur griechischen Mythologie ist es jedoch hier der Protagonist selbst, der sich das „immer wieder“ selbst auferlegt. Von ständigen Zweifeln geplagt. „Warum sollt ich an dieser sinnlosen Tätigkeit festhalten? Es wird niemals etwas Gutes daraus entstehen … Ich hasse es.“

Wie ihr die Idee zu dieser Geschichte kam? „Es war nach einer Feier, wohl drei Uhr morgens, als ich nach Hause kam. Ich war noch voller Energie von dieser Party, so viele Menschen, viel getanzt. Nun allein zu Hause kam ich mir vor, als sei ich in ein schwarzes Loch gefallen.“ Eine Erfahrung, die sie durchaus mit anderen Autoren teilt: „Da war plötzlich diese Idee und ich wusste: Das muss ich jetzt sofort aufschreiben. Noch auf dem Bett sitzend.“ Für die Rohfassung benötigte sie gut zwei Stunden. Mehrere Tage lang feilte sie später an ihrem Text, bis sie damit zufrieden war.

Für sie steht „Nächster Versuch“ als Metapher für eine Person, die, trotz bisherigem Scheitern, an ihrem Traum festhält, darin ihren Sinn des Lebens erkennt. Dis durchaus mit einer Prise feinem Humor gewürzt – was France nicht bislang nicht unbedingt so einschätzt. „Ich bin nicht besonders humorvoll“, sagt sie spontan. Um sich dann zu korrigieren. „Ja, Witz habe ich schon. Zumindest möchte ich nicht als Eigenbrötlerin gelten.“ Sagt eine 17-jährige, die viel schreibt, über sich und das Leben im Allgemeinen reflektiert begleitet von den in diesem Alter nicht unüblichen Zweifeln. Was heißt in diesem Alter? Die nachdenkliche Menschen wohl ihr Leben lang begleiten. Gleich, ob sie nun sinnlos einen Fels den Berg hinaufrollen müssen oder sich vergeblich im Kochen versuchen, weil sie nicht um die Vorzüge eines Thermomix wissen. Soweit ihre Erinnerung reicht, befasst sich France Winkler mit dem Schreiben. „Das hat schon im Kindergarten mit dem Zeichnen von Comics begonnen.“ Später kamen Kurzgeschichten, Gedichte, Versuche eines Drehbuchs hinzu. Wie gesagt, viel Fantasy, in jüngerer Zukunft aber auch Dinge „mitten aus dem Leben“, sprich aus dem Alltag. „Wenn ich das Bedürfnis habe, Dinge, die mich beschäftigen mitzuteilen. Wichtig ist für mich, keine Vorgabe zu haben … und die Freiheit selbst zu entscheiden, ob das andere lesen dürfen oder nicht.“ Beispielsweise eine Art Tagebuch, das aber nur für die selbst bestimmt ist, weil sie da Dinge festhalte, die eben sehr persönlich seien und deshalb keinen anderen etwas angingen. Wenn sie nicht gerade schreibt und liest, spielt sie gerne Volleyball und engagiert sich in einer Jugend-Organisation der St. Lioba-Schule.

Sie freut sich auf den viertätigen Workshop für die Preisträger im November in Bad Kissingen. „Ich hoffe, dass ich dort einiges lerne, wie andere so bei ihrem Schreiben vorgehen.“ Kritik zu erfahren, damit habe sie keine Probleme. Im Gegenteil. „In seinem persönlichen Umfeld wird man ja doch eher gelobt. Und nur mit guter, ernstgemeinter Kritik kann man sich weiterentwickeln.“

France Winkler besucht die St. Lioba-Schule in Bad Nauheim, dort momentan die 12. Klasse. Nach dem Abitur? „Schriftstellerin wäre ein Traum. Ich weiß jedoch wie schwierig es ist, damit Geld zu verdienen.“ Also drehen sich ihre Zukunftsgedanken um ein Germanistikstudium, um Journalismus. Ein Traum allerdings … den hat auch der Koch ihrer Geschichte und der zumindest gibt nicht auf.

Apropos: Wie steht es um ihre Kochkünste? Sie lacht. „Eher bescheiden. Aber Nudelsalat und ein paar Sache in die Pfanne gehauen, das geht schon.“

Ihre Geschichte ist nachzulesen in dem Buch „Gesammelte Werke“, dass die OVAG im kommenden Februar herausgibt.

France Winkler
Erfolgreich beim 20. Jugend-Literaturpreis der OVAG: France Winkler.

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