Der viertätige Aufenthalt sei wie in einer “Blase” gewesen, schwärmte eine Teilnehmerin bei der Abschlussrunde in Bad Kissingen, so wie „ein wenig aus der Welt“, fern von den schulischen Sorgen und Verpflichtungen sowie Mühen des Alltags, vor allem sei man „unter sich“ gewesen, unter Gleichgesinnten: Den 23 Gewinnern des diesjährigen, des 15. Jugend-Literaturpreises der OVAG aus der Wetterau, dem Vogelsberg und dem Landkreis Gießen. Der Hauptpreis: Die Teilnahme an dem Workshop in Unterfranken, bei dem Schriftsteller und Journalisten mit den jungen Autoren deren Texte lektorierten.
Schriftsteller Feridun Zaimoglu sagte zu Beginn gewissermaßen das Motto der vier arbeitsreichen Tage an: „Es gibt nichts Feigeres, als falsches Lob.“ Uschi Flacke (über fünfzig veröffentlichte Bücher) konkretisierte das: „Wir begegnen euch auf Augenhöhe. Es geht nicht darum, jemanden fertig zu machen, sondern gemeinsam eure ausgezeichneten Texte so richtig zum Glänzen zu bringen.“ Das besondere gerade an diesem Workshop: „Es ist eine unvergleichliche Mischung aus ernsthaftem Arbeiten und gemein Spaß haben“, umschrieb es Franziska Gerstenberg. Sie muss es wissen – war sie doch im Auftrag der OVAG bereits im zwölften Jahr Lektorin bei diesem Workshop.
Zum zweiten Mal dabei Gerhard Henschel, dessen „Erfolgsroman“ gerade erschienen ist. „Was mich beeindruckt hat, ist, wie sehr die Preisträger Kritik annehmen. Das ist in diesem Alter nicht unbedingt üblich.“ Außerdem auf Seiten der Lektoren: Der Journalist Jürgen Wagner sowie Andreas Matlé, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der OVAG.
Vorstellungsrunde am Abend des Eintreffens, am nächsten Tag das Vorlesen aller Texte in der großen Runde mit einer ersten Kritik, schließlich die Lektoratsarbeit in kleinen Gruppen. Wo hängt ein Text, wo belasten ihn schiefe Bilder, wo hemmen überflüssige Zeilen den Textfluss, wo haben sich logische Fehler eingeschlichen, wo holpert ein Text durch verschiedene Zeitzonen, wo liest sich ein Zitat nicht lebensnah? Satz für Satz, Absatz für Absatz. Teilweise – zumindest für die jungen Autoren, die ihre Texte natürlich mit viel Herzblut verfasst hatten – wie eine Operation am offenen Herzen. Zwischendrin noch ein Vorlesetraining für jeden Einzelnen mit dem Butzbacher Hörbuch-Profi Stefan Erbe.
Zum ersten Mal für zwei Tage als Beobachter dabei – der sich aber auch in die Diskussion einbrachte – OVAG-Vorstand Joachim Arnold. „Ich war überrascht, wie intensiv die jungen Leute miteinander gearbeitet haben – teilweise bis in den späten Abend hinein. Außerdem das harmonische soziale Miteinander. Die Jüngste war in diesem Jahr immerhin erst zwölf, die Älteste 23.“
Am 14. Februar sehen sich die Preisträger wieder – dann wird in Friedberg ihr Buch „Gesammelte Werke“ mit den lektorierten Texten erscheinen. Hernach startet die Lese-Tournee durch rund vierzig Schulen in Oberhessen. In einem waren sich alle bei der Abfahrt aus Bad Kissingen einig: Alles dran setzen, um im nächsten Jahr wieder in Bad Kissingen dabei zu sein. Wo harte Arbeit in der richtigen Atmosphäre und mit den richtigen Leuten doch so viel Freude bereiten kann …
Texte für den Jugend-Literaturpreis der OVAG 2019 können bereits eingesendet werden. Einsendeschluss ist der 15. Juli 2019. Weitere Informationen unter Jugend-Literaturpreis 2019.