Zwanzig Jahre Internationales OVAG-Varieté im Dolce-Theater von Bad Nauheim. Ein Jubiläum, dass sich gerade in unserer kurzlebigen Zeit Eindruck macht. Wir sprachen mit den Vorständen, warum ein Energieversorger sich ans Trapez und aufs Hochseil begibt und natürlich auch über die Gründe dieses außergewöhnlichen Erfolgs.
Dass ein kommunales Energieversorgungs-Unternehmen Jahr für Jahr über vierzig Artisten zu einer Show einlädt, dürfte in Deutschland wohl ziemlich einzigartig sein.
Joachim Arnold Ja, das deckt sich mit unserer Beobachtung.
Oswin Veith Das ist so ungewöhnlich, dass wir immer mal wieder gefragt werden: Warum macht ihr so etwas?
Und was antworten Sie darauf?
Arnold Es ist zum einen ein gewisses Dankeschön an unsere treuen Kunden, zum anderen ist es im Rahmen unseres freiwilligen gesellschaftlichen Engagements für die Wetterau, den Vogelsberg und den Landkreis Gießen, das sich auf verschiedenen Gebieten abbildet, ein wertvoller Beitrag zum Kulturprogramm. Dass eben die Menschen nicht in die Metropolen fahren müssen, um ein Weltklasseprogramm zu erleben, sondern das vor ihrer Haustür geboten bekommen – und das zu moderaten Eintrittspreisen. Eben unser Motto: Aus der Region für und mit der Region.
Veith Natürlich hat es, das wollen wir nicht verschweigen, auch mit Image zu tun. Jedes Unternehmen, ob klein oder groß, muss für sich, auf welchem Wege auch, immer werben. Es gibt Firmen die lassen für sehr viel Geld ihr Logo auf das Trikot von professionellen Profimannschaften drucken. Gut und schön. Unsere Meinung aber ist: Wenn wir – neben sachlichen Aspekten – emotional für die OVAG werben sprich Geld ausgeben, sollen die Menschen in der Region davon etwas haben. Wie bei unseren Lesereihen, dem Jugend-Literaturpreis, den Naturschutzaktionen in Schulen und dem Sprint-Cup. Davon abgesehen, ob man Profimannschaften unterstützen möchte: Das Varieté ist ein ideales Format, um die gesamte Familie anzusprechen: Vom Kind bis zum Greis. Mithin: Genau unsere Kundschaft.
Das OVAG-Varieté sticht nicht nur heraus wegen dieser ungewöhnlich langen Laufdauer, sondern auch wegen des Erfolgs. Das heißt: Wie bemessen Sie überhaupt den Erfolg?
Veith Auf der einen Seite: An den Besucherzahlen, das ist recht einfach. 32.000 Zuschauern in einem Monat, das spricht für sich. Unsere Recherchen haben ergeben, dass wir damit die erfolgreichste Varieté-Show in Europa geworden sind. Das war nie unser Anstreben. Das ist vielmehr dem geschuldet, das von Jahr zu Jahr immer mehr Menschen, die Veranstaltungen sehen wollen.
Arnold Wichtig ist aber auch die Resonanz auf das Programm. Das hört man von den Besuchern, die Jahr für Jahr voll des Lobes sind. Man erkennt das aber genauso daran, dass während einer laufenden Produktion bereits über die Hälfte der Eintrittskarten für das nächste Jahr verkauft werden. Das ist ein ungeheurer Vertrauensvorschuss für unser Unternehmen.
Veith Den nehmen wir sehr ernst, und arbeiten nicht bloß nur etwas ab, so wie alles, was wir in diesem Unternehmen hundertprozentig tun. Da steckt schon etwas Seele mit drin, immer die Menschen im Blick, für wir das alles tun. Das bedeutet: Wenn wir uns hier freiwillig engagieren, soll die Qualität der Veranstaltung genauso gut sein, wie die OVAG bemüht ist, sie seit über 111 Jahren in ihren Kernaufgaben zu liefern, also vornehmlich in der Belieferung mit Trinkwasser, in der Erzeugung und Belieferung mit elektrischer Energie.
Arnold Deshalb – was wahrscheinlich nicht jeder weiß – ist dieses Produkt, diese Veranstaltung – nicht etwas bei einer Agentur komplett eingekauft und nach dem Vertragsabschluss legen wir die Hände in den Schoß. Nein, unsere Mitarbeiter in der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit stellen das jeweilige Programm individuell zusammen. Um nach ihrem besten Wissen und Können die vom Publikum gewohnte Qualität erneut bieten zu können.
Dass das OVAG-Varieté ein Erfolg ist, ist unumstritten. Wo aber sehen Sie die Gründe dafür?
Arnold Wie schon angesprochen zu aller erst in der Qualität der Darbietungen. Das ist eine mitreißende Mischung aus allen möglichen Genres von den Besten ihres Fachs. Darbietungen, die man irgendwie kennt und gerne erneut sieht, aber auch völlig überraschende Formen. Ich höre immer wieder Besucher, die sagen hernach: Was, das hat drei Stunden gedauert? Ich hatte das Gefühl, es seien nur zwei Stunden gewesen. Es ist also kurzweilig. Und was uns die Corona-Zeit auch gelernt hat: Die Menschen möchten weiter das Live-Erlebnis, Streaming hin und her, sie möchten Künstler hautnah erleben.
Veith Nicht zu vergessen das einmalige Ambiente des Jugendstiltheaters. Wo gibt es schon ein solches Haus in der Umgebung? Was mit übrigens noch einfällt: Ich bin neben den Darbietungen auch immer wieder begeistert von der hochklassigen Lichttechnik, die die Artisten inszeniert.
Das 20. Internationale OVAG-Varieté findet statt vom 10. Januar bis 4. Februar 2024. Eintrittskarten gibt es zwischen 37 und 41 Euro bei der OVAG (06031 6848 1113), in der OVAG-Hauptverwaltung in Friedberg, sowie bei allen bekannten Vorverkaufsstellen und im Internet unter www.ovag.de/variete.