Seid ihr groß geworden.

Der mit Förderung der OVAG angelegte „Trinkwasserwald“ zwischen Rosbach-Rodheim und Karben gedeiht.

2015 schaute man über eine kahle Fläche, einen Hektar groß, quasi eine „Wunde“ im Wald zwischen Rosbach-Rodheim und Karben-Okarben. Windwurf hatte die Bäume gestürzt, in den Lücken hatten sich Brombeeren, Holunder, Birken, Weißdorn angesiedelt. Waldschädlinge wie der Borkenkäfer hatten das Totholz besiedelt. Zum Glück gab und gibt es den Verein Trinkwasserwald® e. V., dessen Projektleiter Heiko Müller mit der OVAG als regionalem Wasserversorger einen geeigneten Sponsoringpartner fand, um das Areal zu einem echten „Trinkwasserwald“ zu machen.

„Trinkwasser pflanzen“ – das klingt aufs erste abstrus, aber ein wissenschaftlich gesichertes und in der forstlichen Praxis erprobtes Konzept steht dahinter. 1995 wurde der gemeinnützige Umweltschutzverein Trinkwasserwald® e.V. gegründet. Er fördert deutschlandweit den standortgerechten Waldbau und gewinnt Ehrenamtliche für die Pflanzarbeiten. Ziel ist es, hochwertiges Trinkwasser zu generieren. Regenwasser verdunstet im Wald mit seiner hohen Oberfläche wesentlich langsamer als im Offenland oder gar auf versiegelten Bereichen, dadurch wird die Luft befeuchtet. Verrottendes Laub bringt jedes Jahr neue Biomasse in den Boden ein. Hier wird das Regenwasser gefiltert, sickert in guter Qualität in das Grundwasser, reichert damit auch die Brunnen an, aus denen der notwendige Wasserbedarf entnommen wird.

Trinkwasserwald® e. V. weist auf eine forstwissenschaftlich gesicherte Erkenntnis hin: Pro Hektar Laubwald werden im Bundesdurchschnitt jährlich etwa 800.000 Liter sauberes Wasser mehr generiert, als dies unter Nadelwäldern der Fall ist. Über 2.200 Hektar hat der Verein bereits neu angebaut, immer in enger Zusammenarbeit mit den Kommunen und Revierförstern. „Die Förster pflegen die Fläche später, pflanzen teilweise nach oder mähen Gras und Konkurrenzpflanzen zwischen den Setzlingen ab“, berichtet Heiko Müller.

Für die Fläche bei Rodheim waren 4.000 Laubbaumsetzlinge gekauft worden. Die Vorarbeit lief in enger Absprache mit Revierförster Helmut Link; der hatte dafür gesorgt, dass die Fläche von Konkurrenzpflanzen geräumt, die Baumstümpfe entfernt waren, hatte bei der Wahl des Pflanzgutes beraten und dieses organisiert. Ein Mischwald aus Buchen und Eichen sollte hier entstehen, dazwischen Elsbeere, Wildkirsche und Eibe. 2015 trafen sich rund 200 Freiwillige von der Familie mit Kleinkindern bis hin zum Senior, um die Setzlinge in die Erde zu bringen. Es war ein großes Fest, mit Mini-Theaterstück und Verpflegung, organisiert vom Verein.

Fast vier Jahre später steht Heiko Müller glücklich an dem umzäunten Areal. „Es ist schön zu sehen, wie die Fläche sich über die Jahre entwickelt hat. Zu den Bäumen hätte ich fast gesagt: „Mensch, seid Ihr groß geworden!“ - wie bei Kindern, die man einige Jahre nicht gesehen hat“, lacht er. Ein Zaun schützt die Bäumchen vor Wild, das die jungen Knospen sonst fressen würde. Man sieht, dass manche Bäume schneller wachsen als andere, um diese zu beschatten und zu beschützen. Rund 60 Prozent der Erstbepflanzung sind angegangen, weitere Setzlinge wurden nachgepflanzt.

Ein Anblick, der Heiko Müller bestärkt, seine Freizeit weiterhin in zahlreiche Projekte des Vereins Trinkwasserwald zu stecken. Seit fünf Jahren ist er nun schon dabei, er selbst ist über ein Projekt bei seinem eigenen Arbeitgeber zum Verein gestoßen. Es gehört zum Konzept, auch Wirtschaftsunternehmen zum Spenden und zum Mitmachen bei Pflanzaktionen zu gewinnen. „Ich engagiere mich, weil ich mir der Trinkwasserproblematik bewusst bin und mich verantwortlich fühle – und zwar, auch aktiv etwas zu tun. Diese Einstellung will ich auch an meine Kinder weitergeben, mit denen ich oft im Wald unterwegs bin.“

Anfragen von Förstern und Gemeinden hat der Verein derzeit genug – bedingt durch die Borkenkäferproblematik in diesem Frühjahr und Sturmschäden. Neue Flächen hat Heiko Müller schon im Blick …

Förster Heiko Müller im Trinkwasserwald.
Trinkwasserwald 2019: Heute ist Heiko Müller mit der Entwicklung sehr zufrieden.

Zurück