Auch bei jenen, die nicht um ihre nackte Existenz bangen müssen, können die vermeintlich kleinen Dramen des Alltags einen tiefen Schatten auf ihr Leben werfen. Davon erzählt Emmelie Specht (18) aus Nidda, die dort derzeit ihr Abitur schreibt. Ihre Geschichte „Die Sache mit der Wahrheit“ handelt von einer Jugendlichen, die zwischen ihren getrennt lebenden Eltern steht.
Eine alte Tradition aufgreifend, lasen nun wieder nach zweijähriger, coronabedingter Pause, drei Gewinner des Jugend-Literaturpreises der OVAG ihre Texte vor Schülern der Limesschule Altenstadt. Darunter Emmelie Specht, die beim Wettbewerb im vergangenen Jahr von der Jury auf den ersten Platz eingestuft worden war.
In ihrer Kurzgeschichte erweist sich die Mutter der Protagonistin als unzuverlässig, die Erzählerin aber scheut sich davor, dem Vater davon zu berichten, weil sie das komplizierte Verhältnis Tochter – Mutter – Vater aufrechterhalten möchte. Emmelie Specht wendet eine geschickte Erzählweise an. Von der Mutter wieder einmal versetzt, fährt die junge Frau zu ihrem Vater, beobachtet unterdessen Passanten und stellt sich vor, was in deren leben wohl holprig verlaufen könnte. Ihr Text endet mit einer tiefen, nüchtern präsentierten Forderung: „Menschen brauchen keinen Zucker, sie brauchen Wahrheit.“
Gerade einmal dreizehn Jahre jung sind die beiden anderen Vorleserinnen in der Limesschule. Zum einen Julia Schnabel aus Bad Nauheim mit ihrer Geschichte „Ganz sein“. Dabei muss ein Teenager mit dem Verlust seiner Mutter und der Drillings-Schwestern klarkommen. Zudem leidet der Vater unter einer schweren Krankheit. So landet Leonie bei ihren Großeltern auf einer Insel in der Nordsee Leonie hat nur einen Wunsch: Endlich wieder „ganz sein“.
In die Welt der märchenhaften Fantasy taucht Celina Scheibel aus Langgöns in „Das Geheimnis des Tagebuchs“ ein. Ein Tagebuch, dass der jungen Besitzerin Nachrichten auf sein Papier schreibt? So etwas gibt es? Klar, man braucht nur ein wenig Phantasie dazu. Und schnell wird deutlich: Hinter diesem Geheimnis steckt eine ganz besondere Geschichte …
Das Buch Gesammelte Werke mit den Texten aller 24 Preisträger kostet 12 Euro und kann bestellt werden unter james@ovag.de (06031 6848-1274). Einsendeschluss für den 19. Jugend-Literaturpreis der OVAG ist der 15. Juli. Näheres unter matle@ovag.de (06031 6848-1222).