„Die Welt steht mir offen“, weiß die 18-jährige Abiturientin Caitlin Rossmanith aus Ortenberg, ahnt, hofft, glaubt auch die Protagonistin ihrer gleichnamigen Geschichte, mit der sie im vergangenen Jahr beim 19. Jugend-Literaturpreis der OVAG gewonnen hat. Steht die Welt wirklich offen, nachdem die letzte Abiprüfung abgeschlossen ist? „Die vielen Möglichkeiten machen mich nervös“, scheint sie eine Befindlichkeit ihrer Generation auf den Punkt zu bringen. „Egal, wo ich im Leben hinsollte, ich bin immer dort angekommen. Nur musste ich noch nie herausfinden, wo mein Ziel überhaupt liegt.“
Eine Geschichte, die Fragen bei den Zuhörern im Laubach-Kolleg hervorgerufen hat, zumindest aber zum Nachdenken über die nahe Zukunft der Schüler hervorgerufen haben dürfte. Denn Caitlin Rossmanith trug ihre preisgekrönte Geschichte nun in Laubach vor. An ihrer Seite zwei weitere Preisträgerinnen aus dem Kreis jener vierundzwanzig, die die Jury im vergangenen Herbst auszeichnete.
Ihre Gedanken schildert die Protagonisten im Laufe einer Autofahrt. Überhaupt ist es das erste Mal, dass sie sich alleine hinter das Lenkrad setzt, seit sie im Besitz des Führerscheins ist. Ein geschickter literarischer Kniff der Autorin, ein Sinnbild die Unsicherheit der jungen Frau. „Ich bin jetzt erwachsen, ich habe alle Möglichkeiten der Welt. Ich kann gehen, wohin ich will, tun, was ich will. Aber ein wahres Ziel habe ich nicht.“ Am Ende der Geschichte vibriert ihr Handy, sie hört die besorgte Stimme der Mutter. „Schatz, wann kommst du wieder heim?“ „Ich bin schon so gut wie zurück.“
Bereits zum dritten Mal unter den Preisträgern war Lilli Weiskopf (22 Jahre) aus Gießen, hochgelobt für ihre Geschichte „Liebe ist dein zweiter Name // sommerblau“, in der sie eine junge Frau beschreibt, die den Tot ihres Freundes verarbeitet, verarbeiten muss. Trotz der Schwere des Themas behandelt Lilli Weiskopf es nahezu poetisch, unaufgeregt, ohne jeglichen Voyeurismus. Zurück von der Beerdigung („Schwarz steht deinen Eltern unerwartet gut“) kehrt sie zurück in die ehemals gemeinsame Wohnung. „Dann ziehe ich deinen Wollpullover an, lege mich auf die kühlen Fliesen im Badezimmer und hoffe, dass die Flut mich einfach mitnimmt.“
Schließlich auf dem Podium die 15-jährige Madita Schimmel, die die Friedrich-Magnus-Gesamtschule in Laubach besucht. In „Better Days“ skizziert sie anhand von drei Jahren, 1917 bis 1919, drei unterschiedliche Portrait von starken Frauen.
Das Buch Gesammelte Werke, 218 Seiten, gebunden, kostet 12 Euro und kann bestellt werden bei hoppe@ovag.de oder 06031 6848-1193.
Einsendeschluss für den Jugend-Literaturpreis der OVAG 2023 ist am 15. Juli. Näheres unter matle@ovag.de