„Du, von strahlender Hässlichkeit“

Gewinner des Jugend-Literatur-Preises der OVAG lasen ihre Texte in der Weidigschule.

Schon mit ihren ersten Sätzen faszinierte Laura Prendota aus Niddatal ihre Zuhörer in der Weidigschule in Butzbach. Allein der Titel der Kurzgeschichte der 22-Jährigen ließ aufhorchen: „Du, von strahlender Hässlichkeit“. Darin beschreibt sie nachdrücklich eine psychische Störung, die wohl den wenigsten bekannt sein dürfte: Dysmorphophobie. Die davon betroffenen Menschen fühlen sich hässlich oder entstellt, obwohl sie keinen auffälligen Schönheitsmakel haben. In ihrer Geschichte, eine Schülerin, die mit ihrem Leben kaum noch klar kommt.

Laura Prendota war bereits fünf Mal unter den Gewinnern des Jugend-Literaturpreises der OVAG. So auch bei der 15. Auflage des Wettbewerbs im vergangenen Jahr. Derzeit befinden sich die Preisträger auf Lesetournee durch knapp vierzig Schulen in der Wetterau, dem Landkreis Gießen und dem Vogelsberg und „gastierten“ für ein eine Lesung natürlich auch in Butzbach.

„Du blätterst in Modezeitschriften und liest kein Wort darin. Du bewunderst die Gesichter, Beine, Hälse, Brüste. Bis du deinen Namen hörst. Du stellst deine schwabbelnden Storchenbeine nebeneinander und stehst auf“, heißt es an einer Stelle in Laura Prendotas Text. Am Ende der Geschichte wird ihre Erzählerin in ihrer Schule zur „Schönheit aller Kurse“ gewählt. „Wie konnten sie dich nur so belügen. Hässlich, wie du bist!“

An Laura Prendotas Seite die „Lokalmatadorin“ der Weidigschule, Anna Mühlenbruch aus Münzenberg. Sie nahm zum ersten Mal an dem Wettbewerb teil und wurde auf Anhieb von der Jury als Preisträgerin ausgezeichnet. Was wäre, wenn der sich abzeichnende Klimawandel dazu führte, dass die Sonne nicht mehr schiene? Mit dieser Frage hat sich die 15-Jährige beschäftigt und eine Dystopie dazu geschrieben: „Wolken“. Ein Sommer mit verheerenden Folgen.
Nach dramatischen Szenen steht in Anna Mühlenbruchs ganz und gar nicht poetische Wolken-Geschichte am Ende die Flucht der Überlebenden in eine Kirche. „Am Horizont ziehen Krähen ihre Kreise. Die Unheilsvögel, die auch uns heimsuchen werden.“

Ein nicht weniger schweres Thema hat Pia Bonn (Friedberg) bewegt, die zum zweiten Mal zu den Preisträgern gehört. In „Nach Hause“ schildert sie das Drama um eine todkranke Frau, die in Ruhe und Würde sterben möchte während ihr Mann das Unabwendbare nicht wahrhaben will und die Hoffnung nicht aufgibt. „Morgen wird er wieder ins Hospiz fahren und warten. Auf den Anruf, der Aline nach Hause bringt. Der Aline ganz bestimmt nach Hause bringt.“ Dies alles in einer unaufgeregten Sprache mit viel Gefühl ohne je in Voyeurismus zu verfallen.

Das Buch „Gesammelte Werke“ mit den Texten aller Preisträger (200 Seiten, Hardcover) kostet 12 Euro und kann über die OVAG (06031 6848 1193) bestellt werden. Einsendeschluss für den Jugend-Literaturpreis 2019 ist der 15. Juli. Weitere Informationen unter 06031 6848 1222 und andreas.matle@ovag-energie.de

Die Gewinner des Jugend-Literatur-Preises der OVAG in der Weidigschule.
Lesung in der Weidigschule Butzbach v.l.: Laura Prendoata, Anne Mühlenbruch und Pia Bonn.

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