Gibt es ein ernüchternderes Bild als eine Bühne eine Stunde nach einem grandiosen Finale, in dem siebenhundert Zuschauer bei der 49. und letzten Show des 19. Internationalen OVAG-Varietés feierten, als wären sie Zeuge eines Rock-Konzerts gewesen, bei dem sich hinter geschlossenem Vorgang 45 Artisten aus sechzehn Nationen mit Tränen in den Augen in den Armen lagen. „Warum müssen die guten Verträge immer so kurz sein“, sagte zwischen Lachen und Weinen die spanische Verbiegekünstlerin Sheyen Caroli.
Das ernüchternde Bild: Zertretene Luftschlangen, geplatzte Luftballons, Bühnentechniker, die begonnen haben, Lautsprecherboxen und Scheinwerfer abzubauen, den schönen Schein zunichte machen. Das bezaubernde, schillernde, vielfarbige Show-Licht ist dem nüchternen Neon-Licht gewichten. Artisten, die in dem Tohuwabohu herumwuseln, um ihre Kostüme zu verstauen, ihre Requisiten in Boxen zu verpacken und zu ihren Autos oder zu Bussen zu schieben. Denn: The show is over aber – The show goes on. In Sarasota in Florida, in Rumänien, Cancún in Mexiko, in München, in der Mongolei, in Berlin, in Paris, in Brüssel oder wo sonst die nächsten Verträge die Künstler hintreiben. Künstlerleben eben.
„Man kann es nicht anderes sagen: Das diesjährige Varieté war ein voller Erfolg“, so Andreas Matlé, Pressesprecher der OVAG. 32.000 Zuschauer sind es am Ende doch wieder geworden, was so gut wie einem kompletten Ausverkauft entsprich. „Damit“, so Matlé, „hatte ich im Spätsommer, als sich abzeichnete, dass nach den beiden Corona-Jahren das Varieté tatsächlich wieder stattfinden könnte, nicht gerechnet.“ Selten sei die Begeisterung für die Show und Artisten derart fulminant gewesen wie in diesem Jahr. „Das mag zum Teil daran gelegen haben, dass die Besucher regelrecht ‚heiß‘ auf eine derartige Live-Veranstaltung waren.“
Ein anderer Grund für den Enthusiasmus, der sich vom Zuschauerraum auf die Bühne übertrug, ist natürlich die Zusammenstellung des Programms. „Es ist das eine“, sagt Andreas Matlé, „die besten Artisten der Welt zu verpflichten, aber es ist etwas ganz anderes, die richtige Mischung zu finden.“ Dazu schrieb ein Besucher, der Moderator und Comedian Christian Kolonko: „Ich habe noch nie so viele Teilnehmer in einer Varieté-Show gesehen. Eines wurde mir deutlich bewusst: Varieté steht für die Vielfalt ungewöhnlicher Darbietungen und ist kein Artistikwettbewerb. Bravo!“
The show must go on. Und so laufen die Vorbereitungen für das 20. Internationale OVAG-Varieté vom 10. Januar bis 4. Februar 2024 bereits an. Ein Großteil der Artisten ist bereits verpflichtet. „Wenn man Spitzenqualität möchte, muss man frühzeitig planen, da die Besten ihres Faches teilweise durch Ein- oder gar Zweijahresverträge international gebunden sind.“
Auf einige außergewöhnliche Darbietungen dürfen sich die Zuschauer schon jetzt freuen. Etwa auf das Duo Deadly Games aus Las Vegas, das gerade beim Internationalen Zirkus Festival in Monte Carlo mit seinen spektakulären Pfeil- und Bogendarbietungen abräumte. Jonathan Rossi aus Italien, der die Zuschauer mit seinen BMX-Rad-Stunts den Atem verschlägt. Polina Sayfudinova aus Russland die poetische Gebilde aus Sand malt. Vladimir Omelchenko aus der Ukraine, derzeit der gefeierte Star des Rola-Rola-Genres. Und – zum ersten Mal in dieser Art überhaupt beim Varieté in Bad Nauheim: Die Revolutionary Qeens, neun Tänzerinnen aus Buenos Aires, die Bolas schwingend, Trommeln schlagend und ihre Füße wirbelnd über den Bühnenboden fegen, dass den Zuschauern Hören und Sehen vergeht … Durch das Programm wird führen Simone Stiers. Als Simone Sommerland gemeinsam mit Karsten Glück seit 2010 übrigens zu Hause in den deutschen Kinderzimmern mit der erfolgreichsten deutschen Kindermusikreihe. In Bad Nauheim wird sie jedoch „röhren“: Mit Rock, Pop und Jazz.
The show must go on: Bereits 16.000 Karten sind für das Varieté 2024 verkauft. Tickets bei der OVAG unter 06031 6848 1113 und im Internet unter www.adticket.de