Jeder kennt die Nachrichten aus den Zeitungen, jeder kennt die Bilder aus dem Fernsehen. Irgendwann stumpfen Zuseher und Leser ab. Das Leid wird allmächtig, Menschen versuchen es zu verdrängen. Dagegen angeschrieben hat die 19jährige Masa Alnomai aus Ober-Mörlen. „Ich finde es wichtig, dass das, was geschehen ist, so schrecklich es sich anhört und liest, aufgezeichnet und bewahrt wird.“ Deshalb hat die gebürtige Syrerin zahlreiche Dokumente gewälzt, in denen Folter in ihrer früheren Heimat geschildert wird. Das hat sie zu dem Text „18 Uhr“ verarbeitet, mit den sie im vergangenen Jahr beim Jugend-Literaturpreis der OVAG ausgezeichnet wurde.
Gemeinsam mit zweit weiteren Gewinnerinnen stellte Masa nun ihren Text in der Liebigschule in Gießen vor. Ungeschminkt werden in dem chronologisch aufgebauten Text die Methoden von Folter aufgezeigt; das ist hart, unbarmherzig. Aber zu Literatur gehört natürlich auch das Ausleuchten der dunklen, der düsten Ecke und Räume der Gesellschaft, die inhuman und nicht zivil sind.
Ein schweres Thema hatte auch die Gießener Studentin Lili Weiskopf (22) gewählt: Die Gedanken einer jungen Frau, die ihren Freund verloren hat. An was er gestorben ist, lässt die die Geschichte „Liebe ist dein zweiter Name // sommerblau“ offen. Ein Thema, das belastet. Jene, die es betrifft, jene die damit konfrontiert werden. Trotz der Schwere des Themas behandelt es Lilli Weiskopf es nahezu poetisch, unaufgeregt, ohne jeglichen Voyeurismus. Bereits zum dritten Mal war sie unter den Preisträgern des Jugend-Literaturpreises der OVAG. Zurück von der Beerdigung („Schwarz steht deinen Eltern unerwartet gut“) kehrt sie zurück in die ehemals gemeinsame Wohnung, lässt die Gedanken fließen an die gemeinsame Zeit, nimmt ohne Larmoyanz stillen Abschied.
Mit „Partytricks“ hatte Aliyah König (19) aus Linden Erfolg, die die Liebigschule besucht. Flott beschreibt sie, welche Tricks die Erzählerin so auf Lager hat, um bei einer Party die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Bis sie auf ihren Meister trifft
Das Buch Gesammelte Werke, 218 Seiten, gebunden, kostet 12 Euro und kann bestellt werden bei hoppe@ovag.de oder 06031 6848-1193.
Einsendeschluss für den Jugend-Literaturpreis der OVAG 2023 ist am 15. Juli. Näheres unter matle@ovag.de