Wie gewährleistet die OVAG-Gruppe auch in Corona-Zeiten die Versorgung der Bevölkerung in der Wetterau, dem Vogelsbergkreis und im Landkreis Gießen verlässlich mit Strom und Trinkwasser? Ein Gespräch mit den Vorständen Joachim Arnold und Oswin Veith.
Welche Vorkehrungen hat Ihr Unternehmen getroffen, als sich die Krise abzeichnete?
Oswin Veith: Wir haben sehr früh zwei Stäbe gebildet. Zunächst eine montags zusammenkommende Runde, in der ausgewählten Abteilungsleiter den Vorstand über die Lage unterrichten.
Joachim Arnold: Dabei gibt es eine einzige Vorgabe: Diese Lage soll nicht länger als eine halbe Stunde dauern. Das heißt: Jeder, der vorträgt, muss wirklich auf den Punkt kommen. Diese Vorgabe hat sich bewährt.
Oswin Veith: Mit diesen aktuellen Informationen gehen wir beide in den sogenannten erweiterten Führungsstab, dem übrigens auch der Betriebsratsvorsitzende angehört und der sich zweimal pro Woche trifft. Hier werden die Entscheidungen für die nächsten Tage getroffen – gerade was die kritische Infrastruktur betrifft, also Strom und Wasser.
Joachim Arnold: Wichtig ist: Jede Entscheidung ist bislang im Schulterschluss mit den Beteiligten erfolgt. Für uns alle war eine derartige Situation schließlich Neuland, eine Situation, für die es keine Blaupause gab.
Was waren die wichtigsten Schritte, um die von Ihnen angesprochene Versorgungssicherheit wie gewohnt aufrecht zu erhalten?
Oswin Veith: Ein Schwerpunkt unseres Handelns war und ist immer noch die Verbundleitstelle in der Nähe von Friedberg, wo gewissermaßen das technische Herz der OVAG schlägt. Hier haben wir sofort eine räumliche und zeitliche Trennung umgesetzt, um einen krankheitsbedingten Ausfall von Kollegen zu vermeiden. Eine Option bei zunehmenden Ausfällen wären längere Schichten gewesen – allerdings hat sich aufgrund des von uns eingeschlagenen Weges bislang kein Engpass ergeben.
Joachim Arnold: Flankierend haben wir Dienstleistungen mit Kontakt zu Kunden reduziert bzw. eingestellt, um Mitarbeiter vor einer denkbaren Ansteckung zu schützen.
Welche Dienstleistungen stehen dabei an erster Stelle?
Joachim Arnold: Beispielsweise die Inbetriebnahme von Erneuerbare Energie-Anlagen in bewohnten Objekten und das Ablesen von Stromzählern. Auch der vorgesehene Einbau von intelligenten Stromzählern ist vorübergehend ausgesetzt worden.
Allerdings machen Störungen im Netz keinen Halt vor Viren.
Oswin Veith: Genau. Deswegen verwenden die Kollegen beispielsweise bei der Behebung von Störungen an der Hauptsicherung Desinfektionsmittel und benutzen Schutzmasken.
Joachim Arnold: Auch den Zugang zu unserer Hauptverwaltung in Friedberg haben wir für Kunden vorübergehend gesperrt. Über unser Servicecenter waren und sind wir jedoch in der üblichen Weise für unsere Kunden zu erreichen, das heißt telefonisch und per Mail. Natürlich wurde auch unser Betriebsrestaurant, das von jedermann besucht werden kann, zunächst einmal für die Öffentlichkeit geschlossen. Wenn die entsprechenden gesetzlichen Bestimmungen wieder aufgehoben sind, können dort natürlich auch wieder Nichtbetriebszugehörige speisen.
Sie sprachen von der Netzleistelle. Welche Maßnahmen haben Sie für die Mitarbeiter in den anderen Unternehmensbereichen beschlossen?
Oswin Veith: Auf den Punkt gebracht: Kurze Dienstwege. Das heißt, soweit möglich, Besprechungen über Telefon oder Skype.
Ein Thema, das in den vergangenen Wochen stark in den Vordergrund gerückt ist, ist Home Office.
Joachim Arnold: Wir sprechen bei uns nicht von Home Office, ein Begriff, der arbeitsrechtlich ziemlich genau definiert ist. Soweit es möglich, angeraten und machbar ist, sind bei uns Kollegen vorübergehend und zeitweise auf Mobiles Arbeiten von zu Hause aus umgestiegen. Oft in Absprache mit Kollegen im Wechsel zwischen dem Büro und dem Arbeiten von zu Hause. Das hat sich bislang bewährt. Überhaupt müssen wir an dieser Stelle allen Mitarbeitern ein Lob aussprechen, wie verantwortungsvoll, diszipliniert, engagiert und zuverlässig sie sich in dieser außergewöhnlichen Zeit eingesetzt haben. Wir beide haben immer versucht, das vorzuleben: Unaufgeregt und überlegt zu handeln, um im eigenen Haus überhaupt nicht erst eine Krise aufkommen zu lassen.
Oswin Veith: Uns ist es sogar gelungen, trotz dieser sehr besonderen Umstände, eine lange geplante nächtliche Notfallübung im Bereich Strom abzuhalten. Das heißt, der für solche Fälle vorgesehene Krisenstab ist an einem Morgen um 4.30 Uhr zusammengetrommelt worden. Die Übung hat tadellos geklappt.
Joachim Arnold: Es ist also kein Lippenbekenntnis, sondern unsere gelebte Überzeugung: Auch in schwierigen Zeiten setzen wir alles daran, für unsere Kunden zur Verfügung zu stehen und die Versorgungssicherheit über Tag hinaus zu gewährleisten.